Dienstag, November 30, 2004

Globalisierungs-Check

Diese Wintersaison haben so gut wie alle Frauen hohe Stiefel und enge Hosen an. Ich werde ein paar Bilddokumente liefern. Nur wollte ich mal wissen, ob das bei euch auch gerade so getragen wird oder ob sich in den Regionen noch unterschiedliche Trends entwickeln.

Montag, November 29, 2004

Total Blackout

Endlich! Ich dachte schon, ich würde es nie mehr erleben - aber endlich gab es jetzt einen Stromausfall, wenn auch nur für ca. 10 Minuten. Wieder was auf der China-To-do-Liste abgehakt...

Sonntag, November 28, 2004

Nomen est omen

Die einheimischen Anglistik-Studentinnen (sind auch hier zumeist weiblich) geben sich gerne englische Namen. So ist es nicht ungewöhnlich, wenn sie sich mit Carolyne oder Cherry vorstellen. Das ist schon mal ganz witzig. Echt lachen musste ich aber, als Andi von einer Germanistik-Studentin gefragt wurde, ob ihr Name wirklich veraltet sei. Sie heißt Elfriede.

Meine Privatlehrerin heißt glücklicherweise ganz normal Xiaolin, aber wenigstens hat sie mir den Gefallen getan, hinter vorgehaltener Hand ausgiebig zu kichern, nachdem ich ihr versichert hatte, dass ihr Englisch natürlich um Längen besser sei, als mein Chinesisch.

Freitag, November 26, 2004

Weltmachtphantasien

Leider war mein als Reaktion auf die mit Jan angezettelte Diskussion über die zukünftige Rolle Chinas zu lang, um vom Kommentar aufgenommen zu werden. Also packe ich sie in einen neuen Beitrag und stelle sie zur Debatte, wenn unter den Lesern dazu Willige sind:

Gegenwärtig ist China sicherlich keine Supermacht. Aber es gibt zwei Dinge, die dafür sprechen, dass sich das in der mittleren Zukunft ändern kann.

Zum einen versucht China, seine Kultur in der asiatischen Region zu etablieren, was von den einzelnen Nationen zum Teil auch anerkannt und angenommen wird (siehe Beitrag unten). Eine starke Ökonomie muss also auch durch eine identitätsstiftende Kultur untermauert sein, damit daraus auch eine weltpolitisch etablierte Macht erwachsen kann.

Des Weiteren denke ich, dass das oberflächlich betrachtet und noch restriktiv regulierte öffentliche und private Leben und auch die Innenpolitik auf zwei Ebenen betrachtet werden müssen.

Die eine Ebene ist die offizielle, die sich noch immer der Rhetorik der Kommunisten bedient und damit den Anschein erweckt, dass alles beim Alten geblieben ist. Unter der Oberfläche jedoch ändern sich viele Dinge und dem Protest und Veränderungswillen der Bevölkerung wird inoffiziell Rechnung getragen (siehe die Proteste zu Niu Niu).

Nur die Oberfläche bleibt vorerst die alte, um das Land nicht zu sehr zu verunsichern. Deswegen bekommen wir im Westen auch gar nicht mit, was sich hier alles tut. Die Niu Niu Angelegenheit wird bestimmt nicht und wenn dann nur in bescheidenem Rahmen in die ausländische Presse dringen.

Zu Russland: Ich war wieder oder noch überrascht, als ich neulich gelesen hatte, dass Russland ein kleineres BIP als Österreich hat.

Schulheft-Propaganda

Sehr zum Amusement trägt der Kauf eines neuen Schreibhefts bei. Erinnert ihr euch an ´Shanghai Despot Chicken´ und ´Jiangsu Boom Star Law Office´? Nun, im selben Stil sind die meisten englischen Begriffe und Aussagen aufgebaut. Sie sind lustig und machen manchmal Sinn.

Auf den Heften vermischt sich dieses Chenglish noch mit staatstragender Propaganda, da Bildung bekanntermaßen sehr bedeutsam für dessen Prosperität ist. Die Resultate finde ich aber eher rührig:

´My Book: This is the most comfortable notebook you have ever run into´

´Hotrock: The best quality goods always make you happy´

´The best quality notebooks of today for tomorrow´s most excellent achievers´

Dann kann´s ja losgehen...

Donnerstag, November 25, 2004

Nachrichten aus Mannheim

Da unser Blog "Out Of Mannheim" heißt und diese Stadt an Rhein und Neckar (die ich bereits vermisse, btw.) nunmehr unsere gemeinsame Wurzel ist, sollten wir uns auch auf dem Laufenden halten, was in der Region geschieht. Deshalb ab heute in der Blogroll: Nachrichten aus dem SWR-Studio Mannheim.

Ist Bloggen gefährlich?

Einen Eindruck der Situation der Blogger in China gibt dieser Beitrag in den San Jose Mercury News von Dan Gillmor, der gerade an der Fudan Universität Shanghai ein Seminar gehalten hat. Zitiert wird auch Isaac Mao, dessen Blog ihr rechts verlinkt findet (und der auch einen Account bei Flickr hat):

"Don't be surprised", says Isaac Mao, a 32-year-old technologist, investor and one of the first Chinese bloggers. "Some things are just considered too risky."

Before posting anything on a blog, he says, "people think first if it's dangerous."

Und ich will ja nichts beschwören, aber seit dem Beitrag über Niu Niu besuchen Leute unser Blog, deren IP Adresse anonymisiert ist. Aber ein Gefahr besteht für Ausländer sicher nicht im Geringsten. Es ist bloß interessant, dass beobachtet wird.

Mittwoch, November 24, 2004

For boys who were always men

Ein echt lustiger Spot und die Credits gehen an Anne: via Musicstylist.

Here it is ladies and gentlemen! The new commercial for the VW Golf GTI. Director is Steve Miller, @radical.media, Berlin. Agency is DDB, Berlin.

Übrigens: Schaut euch mal die About Sektion der Site an. Hat der Typ nicht einen Beruf, den man nur als low bezeichnen kann? Nicht schlecht...

USA, mach Deine Hausaufgaben

Vorweg: Ich halte nichts von den vor allem in letzter Zeit gängigen Angriffen auf die USA und auch nichts vom Entsetzen über das Wahlergebnis. Ich habe auch nie dazu geschrieben, da ich denke, dass sich ein Teil des Volkes dafür entschieden hat und wenn wir Europäer uns für so liberal und aufgeklärt halten, dann müssen wir damit leben, ohne in aufgeregten Ärger darüber zu verfallen. (Natürlich ist sachliche Diskussion angebracht.)

Was ich allerdings interessant finde, ist die Frage, ob Amerika dabei ist, seine Führungsrolle zu verlieren bzw. ob sich ein Szenario entwickeln wird, in dem sich zwei Supermächte die Vorherrschaft teilen - ähnlich wie "damals" die USA und UdSSR.

Auf dem Gebiet der Geldpolitik scheint China sich bereits zu trauen, dagegen zu halten, wie aus dieser Meldung hervorgeht:

Beijing tells spendthrift US to put its own house in order

Li Ruogu, deputy governor of the People's Bank of China (PBoC), said Washington was now blaming others for its ballooning trade deficit and unemployment problem. But American economic habits and not outsiders caused the ailments, he said before last weekend's leadership summit of the Asia-Pacific Economic Co-operation forum in Chile.


Dienstag, November 23, 2004

Niu Niu

Unter der sowieso eher hektischen Oberfläche des Alltags scheint es zu brodeln. Jedenfalls sugeriert das der Fall "Niu Niu", einer 25-jährigen chinesischen Studentin, Schriftstellerin und Drehbuchschreiberin. Sie hat neun Jahre in Großbritannien, Denver und Columbia studiert und über ihre Erfahrungen ein Buch geschrieben, welches nun mit ihr in der Hauptrolle verfilmt wurde.



Das Problem: Die Produktion hat 21 Millionen RMB (durch 10 gleich Euro) gekostet, die ersten drei Tage aber nur 670.000 RMB eingespielt. Dazu kommt, dass das Leben in England mit den Studiengebühren 200.000 bis 300.000 RMB kostet, das durchschnittliche Einkommen in der Provinz Guangdong jedoch lediglich 20.000 RMB beträgt.

Das erweckt schon mal eine Menge Sozialneid in einem Land, wo eigentlich alle gleich sein sollen (in der Theorie). Aber zum Skandal ist die Geschichte geworden, da Grund- und Mittelschüler gezwungen worden sind, sich den Film für 20 RMB anzuschauen, um einen Teil der Kosten zu decken.

Möglich war das, weil der Vater von Li Qianni (so ihr richtiger Name), Li Yizhen, in der örtlichen Parteihierarchie eine hohe Stellung einnimmt und Absprachen mit seinen Kollegen an den entsprechenden Stellen getroffen hat. Dazu kommen weitere persönliche Interessenverflechtungen und Verteilungsfragen und die Sache kocht ordentlich hoch

Die Geschichte vereint also zwei wichtige Probleme der gegenwärtigen chinesischen Gesellschaft: Die Herausbildung einer wohlgestellten wirtschaftlichen oder politischen Elite sowie Korruption im öffentlichen Sektor. Mal sehen, wo das noch hinführt. Vielleicht ist es der Beginn einer kleinen oder größeren Umwälzung, die sicherlich an der Zeit ist.

Ausführliche Berichte bei China Daily, Danwei und Yellow Frog.

Montag, November 22, 2004

Reim Sport Nord

Ein paar Freunde meiner Schwester Hanna, die gerade in New Jersey ist, machen ein bisschen Hip Hop in der Freizeit. Da sie ganz gut singen kann oder das zumindest gerne macht (hehe), haben die Jungs sie gebeten, doch mal bei einem Track mitzutun. Wenn ihr den hören wollt, ist er hier runterzuladen.

File Sharing

Wenn man Files versenden will, die größer als 1 bis 2 MB sind, ist der POP Server meistens in dem Sinne überlastet, dass es lange dauert, sie runter- und auch hochzuladen. Sie sind einfach nicht für diese Größe ausgelegt.

Deswegen macht es dann mehr Sinn, Dienste wie Dropload oder YouSendIt zu nutzen. Das geht dann über die Download-Funktion des Browsers und ist deutlich angenehmer.

Kulturelles Schlachtfeld Süd-Ost-Asien

Gegenwärtig ist die USA die weltweit dominierende Weltkultur und wird es sicherlich noch einige Jahrzehnte bleiben. Allerdings deutet es sich an, dass diese Rolle möglicherweise von China übernommen wird, bzw. diese sie mit China geteilt werden muss. Zumindest in Süd-Ost-Asien wird die chinesische Kultur und Bildung und damit auch die Sprache als kompetitive und erstrebenswerte Alternative angesehen.

Eine interessantes Szenario ist es, wie es aussehen würde, wenn die Welt nicht mehr von den USA, sondern von China "beherrscht" wird. Als Labor dient schon der süd-östliche Teil des eurasischen Kontinents.

Auch hier an der Uni sind bereits einige Studenten, die nicht die Sprache studieren, sondern ein Fach. Gegenwärtig kommen sie noch aus der asiatischen und arabischen Welt, jedoch werden sicherlich bald auch andere Nationalitäten vertreten sein. Für natur- und ingenieurwissenschaftliche Studiengänge ist es langfristig eine Alternative.

´Over all, China's stepped up endeavors in cultural suasion remain modest compared with those of the United States, and American popular culture, from Hollywood movies to MTV, is still vastly more exportable and accessible, all agree. The United States also holds the balance of raw military power in the region.

But the trend is clear, educators and diplomats here say: The Americans are losing influence.´

Mehr dazu hier.

Freitag, November 19, 2004

Puerility = Kinderei

Na, der Lateiner weiß schon, was das heißen soll. Nur zwei cineastische Bemerkungen für heute:

1. Nicht vergessen: Sky Captain schauen.

2. Mal in Erwägung ziehen, wenn´s soweit ist: Spongebob Squarepants.

Mittwoch, November 17, 2004

Take Me To Your Heart

Wenn man hier einkaufen geht, dann läuft in JEDEM Laden und IMMER dieser Titel (zum Download bereit). Und "immer" heißt "immer" und "jeder" heißt "jeder". Wer also keine Zeit oder Lust hat, mich zu besuchen, der kann sich gerne in einer ruhigen Stunde meine Bilder bei flickr anschauen und dazu "Take Me To Your Heart" von Michael Learns To Rock hören, et violà, schon fast bei Philippo in China.

Auf deren Website heisst es ganz unschuldig:

"We are back in Denmark after our Asian/African tour. Thanks to all for showing up and for singing along."

Wenn die wüssten, was sie angerichtet haben. Wahrscheinlich tun sie es ja auch!

Dienstag, November 16, 2004

ODB und chinesisches Recht

Passend zu aber nicht ausgelöst durch Jans Kommentar zu ODBs Welttourneen (s.u.) eine bemerkenswerte Besonderheit des chinesischen Rechts:

Und zwar kann es bei Scheidungsprozessen zu Schadensersatzansprüchen gegen die "dritte Partei" kommen. Das trifft bestimmt nicht immer die Richtigen, aber in manchen Fällen kann es nicht schaden, wenn es finanzielle Anreize gibt, eine Dummheit lieber nicht zu begehen.

Wäre ODB also Chinese gewesen, hätte es teuer werden können.

Sonntag, November 14, 2004

Wie ich die Deutschen lieben lernte, Teil II

Jetzt bin ich sicher: Wir Deutschen haben viel Humor, aber man muss ihn suchen. Dann ist es aber umso witziger.

Euch ist doch der Begriff der Gewaltenteilung bekannt. Richtige Insider kennen dann auch deren drei Phantome: Den Bundestagsabgeordneten Jakob Mierscheid, den Ministerialdirigenten Dr. h. c. Edmund Friedemann Dräcker, sowie Friedrich Gottlob Nagelmann, Mitglied des "dritten Senats" am BVG. Man mache sich bei Wikipedia auf die Suche.

Besonders erwähnenswert finde ich es, dass der Abgeordnete Jakob Mierscheid eine eigene Seite auf dem Bundestags-Server hat. Wer jetzt noch meint, Deutsche hätten keinen Humor, der ist einfach nicht genug informiert.

Schlag gegen die Blumen-Mafia

Wenn ein Meeresfrüchte- oder Tabak-Laden zusätzlich ein paar Blumen verkaufen will, dann tut er das offensichtlich nicht legal. Jedenfalls fuhr heute ein Pritschenlaster durch die Straßen, begleitet von Männern in blauen Anzügen, die halb Uniform, halb Arbeitskittel waren und sammelten die Eimer ein. Das Gezeter, welches sich um den LKW ausgebreitet hat, ist ungefähr vergleichbar mit dem eines aufgescheuchten Möwenscharms.

Samstag, November 13, 2004

Nanjing Massaker

Ein nicht unbedeutendes Detail der Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts ist das Nanjing Massaker 1937, wo japanische Soldaten raubend, plündernd und mordend durch die damalige Hauptstadt gezogen sind. Dabei haben Massenexektionen und -vergewaltigungen stattgefunden, bei denen hunderttausende Chinesen ums Leben gekommen sind. Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich wusste davon nichts, bevor ich hier war.

Drei interessante Randnoten:

1. Ein Deutscher, John Rabe, hat als NSDAP-Mitglied und Siemens-Mitarbeiter die Evakuation in "Safety Zones" organisiert, wobei nicht klar ist, wie viele Menschen tatsächlich gerettet wurden. Jedenfalls ist seine Leistung vergleichbar mit der Oskar Schindlers in Polen.

2. Iris Chang, Autorin des vielseits beachteten Buchs Die Vergewaltigung von Nanking hat sich offenbar am Donnerstag umgebracht. Das 1997 erschienene Buch hatte in Japan zu viel Aufregung geführt.

3. Japan hat sich noch nicht für das Vorgehen und die Gräueltaten der Soldaten offiziell beim chinesischen Volk entschuldigt. Deshalb findet man beispielsweise auf der obigen Seite aus Hong Kong unten den Vermerk: "Vigorously Updated Until Japan Formally Apologizes". Es ist eine offene Wunde in der Beziehung zwischen den beiden Nationen und ich verstehe nicht, warum sich Japan nicht dafür entschuldigt.

Freitag, November 12, 2004

Für diese Woche gebe ich mich geschlagen

Gut, gestern habe ich über´s Wetter geschrieben, dann macht es ja auch nichts, wenn ich heute mal das Auto thematisiere. Aber nur kurz:

1. Ach, Italien...!

2. Ach, Amerika...!

Völker der Welt

Gefunden bei der Titanic, wo in loser Folge wissentlich xenophobe Gedichte zu den verschiedenen Ländern unserer schönen Erde veröffentlicht werden.

Dieses mal: Der Chinamann

Vom Chinamann gibt’s äußerst viel.
Milliarden derer spucken
tagsüber und mit Stumpf und Stil
Chineser-Streptokukken.

Des Abends hockt vorm Buddha-Schrein
er fern vom China-Rudel.
Des Nachts fängt er sich Köter ein
und frißt sie, Spitz wie Pudel.

Gleichspitz wie Lumpi ist sein Hut.
Das fördert den Tourismus.
Er findet Daumenschrauben gut
und ergo Maoismus.

Donnerstag, November 11, 2004

Wetterumschwung

Jaja, ich gebe es zu. Ganz resistent bin ich gegen die psychologischen Auswirkungen des schlechten Wetters auch nicht und hin und wieder darf ich auch mal darüber reden. Zum Beispiel wenn es so wie heute ist: kalt UND feucht. Gegen die Kälte kann man was machen, gegen die Feuchte nicht. Na, vielleicht kann man sich warme Bilder anschauen.



Es hat keinen tiefen Sinn (oder doch?). Ich finde es sehr witzig.

Mittwoch, November 10, 2004

Wenn es Nacht wird in Nanjing

Wenn es Nacht wird in Nanjing gehe ich laufen. Hier auf dem Campus befindet sich ein Sportplatz und dort drehe ich meine Runden. Meistens zehn, das sollte genügen. In Mannheim bin ich glaube ich mehr und länger gelaufen, was aber mit dem schönen Rheinufer zu tun hat.

Wenn es Nacht wird in einer Stadt, dann hat sie auch einen anderen Charakter. Jede Stadt hat ihren Tag- und ihren Nachtcharakter, genau wie wir Menschen. Nachts wird der Himmel hier nie dunkel, man sieht keine Sterne und gegen die Dunkelheit wird mit bunter Beleuchtung angekämpft. Die Bäume und das Gras werden grün beleuchtet, manchmal wird im Eingangsbereich des Hotels eine bunte Beleuchtung angemacht. Auch die Hochhäuser - von Wolkenkratzern kann man noch nicht sprechen - sind hell und blinken und strahlen bunt. Manchmal nicht. Vielleicht muss Strom gespart werden.

Aber gestern war es darüber hinaus nass und das Licht war diffus. Vergleichsweise dunkel ist es auf dem Sportplatz und ich war dort ganz allein. Normalerweise sind noch andere dort, die Sport machen, laufen, oder auf den Bahnen zu zweit oder alleine spazieren gehen. Auf den inneren Bahnen stand das Wasser, weil die Abflüsse nicht funktionieren und in der Sporthalle, die auf Grund der vielen Menschen, die dieses Land hervorgebracht hat, zweistöckig ist, brannte noch Licht herüber.

Auf der Zuschauertribüne treffen sich immer ein paar Leute, weil man dort unter einem Dach sitzen kann und manche mögen die Atmosphäre von leeren Sportstadien. Also laufe ich meine Runden und befinde mich in relativer Dunkelheit und um den Platz herum glüht und leuchtet die Stadt.

In der Ferne höre ich die Züge, deren Horn klingt, als wäre es ein Zug aus Amerika. Sie hören sich so an, wie die Züge, die ich gehört habe, als ich nachts wachgelegen habe, die den Hudson runter fahren, von Kanada kommend oder in die andere Richtung und ich frage mich, wie es den Fahrern gerade geht, wo sie herkommen und ob sie froh sind, dort nicht sein zu müssen oder sich zurücksehnen.

Dann denke ich, ob ich nicht in den tiefen und weiten Pfützen laufen will, denn das ist doch eines unserer frühsten kindlichen Bedürfnisse und ganz loslassen tun sie einen nicht. Aber als Erwachsener bedenkt man, dass die Schuhe wieder gesäubert werden müssen, dass man sich erkälten kann. Also laufe ich auf dem Trockenen weiter.

Und im Blick immer wieder das Sheraton in der Ferne, wo wir zum all-you-can-eat Brasilianer gehen, wo es BBQ bis zum Abwinken gibt - wobei das Abwinken auch oft nicht richtig verstanden wird. Auch wenn man schon den Nachtisch - also bunte Sahnetorten - zu sich nimmt, wollen sie einem noch mehr Fleisch auf den Teller packen. Also werde ich jede Halbrunde daran erinnert, warum ich hier bin. Ein wenig paradox ist es, das gebe ich zu.

Und dann bin ich in der zehnten Runde und denke, dass ich jetzt eh fertig bin und durchaus in den Pfützen laufen kann. Das habe ich auch gemacht und ist immer noch so spaßig wie am Anfang. Warum eigentlich? Und dann bläst also der Wind ein wenig und es wird ganz nass und ich überlege mir, wo der Wind herkommt, von den Ebenen weit entfernt der Küste, oder vom chinesischen Meer, rieche ich Salz? Na, hier in Nanjing bestimmt nicht. Und wo kommt das Wasser her? Treffen sich Wasser und Wind hier das erste mal?

Jedenfalls war das Laufen gestern wie immer und auch wieder nicht. Manchmal werden durch die alltäglichen Situationen merkwürdige Stimmungen produziert, die keine Inszenierung schaffen kann, aus der Verbindung von gedanklichen Verknüpfungen und Autobiographie geboren werden und an denen man auch andere nicht ganz teilhaben lassen kann, auch wenn man einen halbwegs kitschigen Text verfasst wie diesen hier.

Montag, November 08, 2004

Wiki Wiki

Nicht alles ist selbsterklärend; ist das der Fall, greife ich in den Beiträgen gerne auf Wikipedia zurück. Die faz bringt dazu heute einen Artikel.

Dass die Fehleranfälligkeit und Vandalismus nicht das Riesen-Problem ist, geht aus der dort zitierten IBM Studie hervor.

Der grundsätzliche Unterschied zu Brockhaus und Konsorten ist ökonomisch betrachtet der, dass hier die Wissenskonsumenten zu Produzenten werden. Die Frage bleibt, ob darunter die Qualität leidet - das wiederum kommt auf das Anwendungfeld an.

Durchaus nicht herrschende Meinung ist, dass eine große Menge an Beiträgen grundsätzlich ein besseres Ergebnis erziehlt, als eine kleine Gruppe Spezialisten.

Sonntag, November 07, 2004

Kampen, Portofino, Capri, Starnberg, The Hamptons und Mannheim

Reumütig muss ich feststellen, dass meine Recherchen und Überlegungen zum Thema „Kragen hochklappen“ noch der zusammenfassenden Veröffentlichung harren. Bis dahin sei auf diesen Artikel zum Thema hingewiesen. Eine Anfrage beim Polo-Club in Hamburg führte übrigens zu keinem Ergebnis betreff Herkunft dieser Sitte.

Und was ist das Motto von Susanna Agnelli noch gleich? Ach ja: "Das Einzige, was sich lohnt zu tun auf der Welt, ist das, was andere für unmöglich halten." Z.B. den Kragen hochklappen, oder was? Und zwar nicht nur in Kampen, Portofino, Capri, Starnberg und den Hamptons.



Dass es in den Hamptons kleidungstechnisch auch anders zugeht, zeigt uns hier Sean Carter. Pfft, wie neureich - keine Klasse, kein Stil!

Samstag, November 06, 2004

Wie ich die Deutschen lieben lernte

"Ich kam für ein Jahr zu ihnen. Ich erlebte ihre Unfreundlichkeit, ihre Grobheit, ihren Selbsthass. Ich ließ mich nicht beirren – und ließ mich auf sie ein."

Dieser lesenswerte Bericht erreichte mich via Niklas via Gregor. Allerdings stellt er die Deutschen in Berlin dar; in anderen Regionen geht es bekanntlich auch anders zu.

Donnerstag, November 04, 2004

Was wir von den Chinesen lernen können (und auch nicht)

Wäre Deutschland ein noch besserer Ort, wenn wir von den Chinesen Folgendes übernähmen und in Bezug auf den letzten Punkt weiterhin unseren eigenen zivilisationstechnischen Methoden treu bleiben? Man weiß es nicht...

1. Praktisch ist die große Stopuhr, die neben jeder Ampel angebracht ist. Sie läuft ruckwärts und zeigt an, wie lange das Verkehrslicht noch rot bzw. grün ist. Allerdings sind die Signale eh bloß Richtwerte. Sie zeigen nicht an, wann man in die Kreuzung fahren kann, sondern wann die Chance durchzukommen am größten ist.

2. Hängt man seine Jacke in den besseren Etablissements über die Stuhllehne, kommt sofort eine Servicekraft und deckt sie mit einer Plastikhaube zu, damit nichts a. schmutzig und b. geklaut wird.

3. Die Ladenöffnungszeiten erlauben einem, Sonntag Abend um 9 Uhr noch Gurken und Zahnpasta (z.B.) zu kaufen, während die Banken jeden Tag von 9 bis 5 geöffnet sind.

4. Handys sind billig; wenn man keinen Vertrag möchte, kosten sie ca. 8 Euro mehr und sms kostet 1,6 cent im Inland. Was will man mehr?

5. Nicht so toll finde ich: Kleine Kinder, die bei uns Windeln tragen, haben hier als Alternative eine Hose an, die hinten offen ist, so dass der kleine Dops ad hoc abgehalten werden kann, wenn es ihn drängt - gerne auch mitten auf dem Bürgersteig - kein Problem!

Doch doch, zu lernen gibt es immer was!

Dienstag, November 02, 2004

Wo liegt eigentlich...?

Ein ganz nettes Spielchen, mit dessen Hilfe man seine Ortskenntnis in Deutschland unter Beweis stellen bzw. trainieren kann.

Re-Importe aus dem fernen Osten

Auch ich bin im Unterricht bereits von einem Mitschüler darauf angesprochen worden, ob ich ein Christ sei und habe gelernt, dass 26 % der Koreaner diesem Glauben angehören. Das fand ich bereits erstaunlich - vor allem für ein asiatisches Land. Noch erstaunlicher fand ich, dass sie nach den USA die größte Anzahl an Missionaren (12.000) ins Ausland senden; auch in schwer zu missionierende Länder in der arabischen Welt. Mehr dazu hier.

Hier in Nanjing gibt es drei christliche koreanische Gemeinden.

"There is a saying that when Koreans now arrive in a new place, they establish a church; the Chinese establish a restaurant; the Japanese, a factory."