Sonntag, August 29, 2004

Medien in China

Wir sehen und hören in Europa zwar meistens Schrott, aber wenigsten können wir uns aussuchen, welchen Schrott wir sehen. Zumindest hier im Studenten-Hotel gibt es nur das staatliche Fernsehen und das setzt sich vor allem aus diesen Elementen zusammen:

1. Sozial-Dramen, gegen die GZSZ eine hochprofessionelle und schauspielerisch anspruchsvolle Produktion ist, die ausgezeichnet gehört.
2. Groß-Veranstaltungen, in denen stets ganz viele Leute synchronisierte Bewegungen machen und eine Menge Proklamationen gemacht werden (vielleicht wäre es spannender, wenn ich mehr verstehen würde).
3. Herzblatt
4. Aus aktuellem Anlass: Endlos-Schleifen mit dem Sieg der chinesichen Volleyball-Mannschaft gegen Russland, gerne auch mit Streichern unterlegt und in Zeitlupe. Alternativ: Endlos-Schleife des Gold-Sieges im Turmspringen.
5. Werbung für West-Produkte, die das Leben endlich lebenswert machen und nach deren Konsum man ein echt toller Typ ist. Vom Aufbau wie bei uns vor einigen Jahrzehnten.

Wem das alles zu kritisch war, der sei erinnert, dass es hier nur um den Ausschnitt medialer Versorgung geht, den ich bislang erlebt habe. Zusammen mit der Tatsache, dass Blogs hinter dem nationalen Firewall bleiben, bin ich also mit diesem Teilaspekt fernöstlichen Lebens nicht so zufrieden.

Exkurs: Der Vergleich zu Dubai lehrt, wie man aus den verbotenen medialen Angeboten die Einstellungen und Werte eines Landes herauslesen kann - in Dubai kann ich nicht bild.de lesen, weil die Inhalte nicht mit den Werten des Emirats übereinstimmen. Dafür ist Bloggen kein Problem. In China: vice versa. In Deutschland: Wer kann´s wissen; vielleicht gibt es bei uns auch einen Firewall...?

Ansonsten habe ich den ersten Tag gut bestanden. Ich kehre zurück zu den ersten Tagen meiner Selbständigkeit, während derer ich mich gefreut habe, alleine Einkaufen zu können und nach Hause zurück zu finden. Aber das ist doch schon mal was wert und ich bin froh, hier sein zu können. Morgen fahre ich ins mehr zentrale Shanghai.

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