Montag, März 14, 2005

Wulff vs. Kennedy

Es ist klar (Achtung Gemeinplatz), dass auf Grund der demographischen und ökonomischen Gegebenheiten in Deutschland Reformen sehr fällig sind. Und warum klappt das nicht? Weil es keine Vision gibt, die den Arbeiter auf dem Weg zur Schicht genau so motiviert wie die wirtschaftliche, politische und wissenschaftliche Elite.

Gibt es eine solche Vision, kommen Reformen als Folge davon. Einer meiner Lieblingsbilder: Einer nimmt ein Blatt Papier, zerknüllt es und faltet es wieder auseinander. Dann sieht man all die Adern, Falten, Risse, Linien. Er gibt sie einem anderen und stellt ihm die Aufgabe, diese Struktur mit einem anderen Papier zu wiederholen. Geht das? Kaum. Er kann sicher versuchen, das Blatt, die Linien, etc. zu analyieren. Aber schließlich ist die Struktur zu komplex.

Derjenige, der das Blatt nimmt und es zerknüllt, handelt intuitiv und schafft eine komplexe Struktur. Und anstatt wir ein neues Blatt nehmen und es formen, versuchen wir, an dem alten Blatt Linien zu begradigen oder es nachzumachen.

Wie merkt man das? Beispielsweise durch den Vergleich zweier Reden. Auf die eine (pdf) hat mich mein Onkel H* hingewiesen und sie bietet zweifelos gute Ansätze zur Gestaltung des demografischen Wandels. Sie wurde 2003 von Christian Wulff vor dem Bund katholischer Unternehmer in Osnabrück gehalten.

Die andere ist von John F. Kennedy, der sie 1962 an der Rice University in Houston gehalten hat. Dort beschreibt er, wie das Land die gemeinsame Anstrengung unternehmen sollte, zum Mond zu fliegen. Und das hat das Land und seine Menschen motiviert. Noch heute profitiert Ökonomie und Wissenschaft von den Erkenntnissen, die damals gesammelt wurden.

Der unter großer Arbeitsteilung und Abstrahierung der Arbeit leidende Angestellte war nun eingebunden in einen großen Plan. Die gesellschaftlichen Bereiche und Wissenschaften trugen alle zu dem Plan bei. Er machte stolz.

Brauchen wir nicht auch so ein Ziel, eine Vision? Was könnte diese sein? Bemannt auf den Mars zu fliegen? Wenn es Macht und Effizienz der amerikanischen Wirtschaft ermöglicht haben, Menschen zum Mond zu schicken, dann reicht Macht und Effizienz der globalen Wirtschaft möglicherweise, Menschen zu anderen Planeten zu senden.

We choose to go to the moon. We choose to go to the moon in this decade and do the other things, not only because they are easy, but because they are hard, because that goal will serve to organize and measure the best of our energies and skills, because that challenge is one that we are willing to accept, one we are unwilling to postpone, and one which we intend to win, and the others, too.

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