Dienstag, November 23, 2004

Niu Niu

Unter der sowieso eher hektischen Oberfläche des Alltags scheint es zu brodeln. Jedenfalls sugeriert das der Fall "Niu Niu", einer 25-jährigen chinesischen Studentin, Schriftstellerin und Drehbuchschreiberin. Sie hat neun Jahre in Großbritannien, Denver und Columbia studiert und über ihre Erfahrungen ein Buch geschrieben, welches nun mit ihr in der Hauptrolle verfilmt wurde.



Das Problem: Die Produktion hat 21 Millionen RMB (durch 10 gleich Euro) gekostet, die ersten drei Tage aber nur 670.000 RMB eingespielt. Dazu kommt, dass das Leben in England mit den Studiengebühren 200.000 bis 300.000 RMB kostet, das durchschnittliche Einkommen in der Provinz Guangdong jedoch lediglich 20.000 RMB beträgt.

Das erweckt schon mal eine Menge Sozialneid in einem Land, wo eigentlich alle gleich sein sollen (in der Theorie). Aber zum Skandal ist die Geschichte geworden, da Grund- und Mittelschüler gezwungen worden sind, sich den Film für 20 RMB anzuschauen, um einen Teil der Kosten zu decken.

Möglich war das, weil der Vater von Li Qianni (so ihr richtiger Name), Li Yizhen, in der örtlichen Parteihierarchie eine hohe Stellung einnimmt und Absprachen mit seinen Kollegen an den entsprechenden Stellen getroffen hat. Dazu kommen weitere persönliche Interessenverflechtungen und Verteilungsfragen und die Sache kocht ordentlich hoch

Die Geschichte vereint also zwei wichtige Probleme der gegenwärtigen chinesischen Gesellschaft: Die Herausbildung einer wohlgestellten wirtschaftlichen oder politischen Elite sowie Korruption im öffentlichen Sektor. Mal sehen, wo das noch hinführt. Vielleicht ist es der Beginn einer kleinen oder größeren Umwälzung, die sicherlich an der Zeit ist.

Ausführliche Berichte bei China Daily, Danwei und Yellow Frog.

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