Sonntag, Oktober 31, 2004

An die Nachgeborenen

Wie erwähnt habe ich "Triumph des Willens" gekauft und auch geschaut. Wenn ich wieder da bin, leihe ich die DVD gerne aus. Das einzige, was dazu zu sagen ich gerade passend finde, ist diese Strophe von Bertolt Brecht - auch wenn es etwas pathetisch ist:

Ihr, die ihr auftauchen werdet aus der Flut
In der wir untergegangen sind
Gedenkt
Wenn ihr von unseren Schwächen sprecht
Auch der finsteren Zeit
Der ihr entronnen seid.

Gingen wir doch, öfter als die Schuhe die Länder wechselnd
Durch die Kriege der Klassen, verzweifelt
Wenn da nur Unrecht war und keine Empörung.

Dabei wissen wir doch:
Auch der Hass gegen die Niedrigkeit
Verzerrt die Züge.
Auch der Zorn über das Unrecht
Macht die Stimme heiser. Ach, wir
Die wir den Boden bereiten wollten für Freundlichkeit
Konnten selber nicht freundlich sein.
Ihr aber, wenn es so weit sein wird,
Dass der Mensch dem Menschen ein Helfer ist

Gedenkt unsrer
Mit Nachsicht.

Samstag, Oktober 30, 2004

Ein Tag in der Bib

Was man auf dem kleinen Bild sieht, ist die Ausbeute eines Samstages in der Bib. Zum Teil ist sie erfreulich - wie beispielsweise die vollgeschriebenen Blätter mit chinesischen Zeichen oder die CD für einen Euro, die man in der Mittagspause erstanden hat (heute übrigens auch "Triumph des Willens" von Leni Riefenstahl, der in Deutschland bekanntlich veboten ist).

Andererseits ist es echt nervig als Europäer, weil man ständig beobachtet und im schlimmsten Fall auch angesprochen wird - ob man sein Freund sein will, etc. Heute habe ich den kleinen Zettel zugesteckt bekommen, auf dem die Telefonnummer verzeichnet ist und die Tatsache, dass der Schreiber bereits ein Jahr Deutsch gelernt hat. Und meistens sind es halt nicht unbedingt die Leute, die man gerne kennenlernen würde.



Mal sehen, wo ich mich morgen hinsetze...

Freitag, Oktober 29, 2004

Das digitale Zeitalter?!

Ich frage mich, wie es gewesen wäre, wenn ich zehn Jahre früher hier gewesen wäre. Wenn ich auf dem Zimmer bin, dann bin ich meistens im Internet, update den Blog - so wie jetzt - und bastel an ihm rum, schaue, wer im MSN ist, telefoniere mit Domi via skype, wenn er da ist, downloade, checke die RSS-Feeds, ob´s was neues auf meinen Favoriten-Seiten gibt, lese online Zeitungen, höre Radio über iTunes, update meine Software, schreibe und lese Emails, checke das gMail Konto, schaue nach neuen und praktischen Anwendungen, schreibe ungefragt Beiträge im Kommentarbereich von anderen Blogs und Seiten, uploade Bilder bei Flickr. Es ist voll schlimm. Aber das wäre damals ja gar nicht möglich gewesen. Was hätte man denn da gemacht? Die Briefmarkensammlung doch noch mal neu sortiert?

1001: a desktop Flickr client

Mit 1001 kann man die Streams der Kontakte bei flickr unter Beobachtung halten und selber Bilder hochladen, indem man sie auf das Icon im Finder oder Dock zieht bzw. in die entsprechende Maske - auch gerne direkt von iPhoto. Ich habe noch keine Erfahrung mit der Anwendung, aber wenn ihr sie ausprobieren wollt, findet ihr den Download hier.

MacOS X only!

Montag, Oktober 25, 2004

BILD

"Diese Zeitung ist ein Organ der Niedertracht. Es ist falsch, sie zu lesen. Jemand, der zu dieser Zeitung beiträgt, ist gesellschaftlich absolut inakzeptabel." (Max Goldt)

Seit einiger Zeit befindet sich in unserer Link-Liste das BILDblog. Die Redakteure haben es sich zu ihrer Aufgabe gemacht, die journalistischen Methoden, Verstöße gegen die Presserichtlinien, schlampige Recherche, Interessenvermischung, etc. der BILD aufzudecken:

"Was heute in der "Bild"-Zeitung steht, steht morgen überall. Vielleicht sollte man sich also mal genauer anschauen, was sie schreibt. Die kleinen Merkwürdigkeiten und das große Schlimme."

Wenn ich auch nicht militant gegen diese Zeitung bin, so ist die Lektüre des blogs immer sehr unterhaltsam und jedes mal aufs Neue wundere ich mich, dass Redaktion und Verlag damit durchkommen.

Der aktuelle Beitrag ist ein besonderes Beispiel für die Frechheit des größten deutschen Presseorgans und seiner Macher. Es geht darum, dass der Chefredakteur Kai Diekmann um die Ordnung und Sauberkeit seiner Wohngegend besorgt ist und anscheinend sein Blatt nutzt, um für eben die zu sorgen. Mehr hier und hier.

Ich denke, solche Anliegen sind eine wirkliche Daseinsberechtigung für Blogs.

NEU NEU NEU: Jetzt mit Bildern

Ich habe gerade einen Bilder-Stream hinzugefügt mit Material hier aus China. Für den link siehe die Navigationsleiste rechts unten. Die Bilder selber sind recht groß; also ist es besser, einen schnellen (oder man muss fast schon sagen: normalen) Internet-Zugang zu haben.

Sonntag, Oktober 24, 2004

Das Wesen der Langeweile

Der in Frankfurt lebende Schriftsteller Wilhelm Genazino hat am Samstag in Darmstadt den Georg-Büchner-Preis erhalten. Da ich mich freue, von entsprechend als vernünftig anerkannten Personen die eigene Meinung zu hören, mache ich sie gleich mal publik:

„Wir Heutigen kennen Langeweile als verscheuchte Langeweile. Unsere Erlebnisplaner haben sie zu unserem Feind erklärt. Als Ersatz bieten sie uns hochdosierte Fremdunterhaltung an: die permanente Fernsehshow, die Massenparty, der Urlaub, die Promiskuität, der Konsum - und so weiter”, beklagte Genazino - und weiter: „Nicht so Büchner. Bei ihm wird Langeweile erkennungsdienstlich behandelt; das heißt vor allem: sie wird dargestellt, untersucht und zerlegt, oft so lange, bis sie einer neuen Beschäftigung weicht, die unversehens aus dem Stillstand hervorgeht. Für derartig geduldige Transformationen fehlt uns heute die Gelassenheit und die Bildung.”

Wichtig ist, dass die Langeweile nicht als endgültiges Ziel angesehen wird. Vielmehr ist es ein Zustand auf der Suche nach dem eigenen Wesen.

In die Richtung geht auch eine der zentralen Aussagen des Daoismus:

Die Abwesenheit von Wünschen führt zur Ruhe,
die Welt wird, von selbst, ihr Gleichgewicht finden.

Dazu habe ich in dem Buch "China" von Konrad Seitz gelesen: Das daoistische Ideal ist der ´verborgene Meister´, der, statt nach Ruhm und Ansehen in der Gesellschaft zu streben, in Unbedeutendheit, aber eben auch in Ungebundenheit sein Wesen entfaltet - so ´wie die Schildkröte, die lieber ihren Schwanz durch den Schlamm schleppt, als dass sie ihren Panzer im Tempel ehren lässt´ (nämlich bei der Orakelbefragung in der Shang-Zeit, für die man die Panzer getöteter Schildkröten im Feuer erhitzte). (S. 41)

Donnerstag, Oktober 21, 2004

West-Östliche Schönheitsideale und ihre Pathologien

Dass europäische Frauen (und Männer) möglichst braun sein wollen, wissen wir ja. Dass chinesische Frauen ihr Gesicht mit Cremes möglichst weiss bekommen wollen, ist vielleicht weniger bekannt. Vor allem wollen sie sich damit zur Landbevölkerung abheben und sich den als besonders schön geltenden Japanerinnen und Koreanerinnen angleichen.

Ein kultureller Unterschied und mal wieder ein diametraler. Irgendwann werden wir uns global vielleicht einigen können.

Aber so weit, wie es hier dokumentiert wird, muss es nicht gehen. Ich glaube, ich würde mich umbringen.

Mittwoch, Oktober 20, 2004

Telefonieren für umsonst, weltweit

Eigentlich müsste Domi das selber posten, weil er mich darauf hingewiesen hat (credits!). Gerade habe ich mit ihm übers Internet telefoniert, und zwar via skype. Allerdings sollte man dafür mindestens DSL haben, sonst ist die Qualität nicht so super. Man braucht nur ein Mikrophon und Lautsprecher, bzw. ein Headset.

Eine kurze Rezension gibt es hier.

In Mannheim vor einigen Semestern

Gestern habe ich nachgedacht, bei wem ich mich noch erinnern kann, wo ich ihn / sie das erste mal gesehen habe. Stimmt das mit euren Erinnerungen überein? Nachdem ich Psychologie gehört habe: wahrscheinlich nicht. Irgendwas ist ja immer mit der Erinnerung.


Amir: S 108 in Recht.

Atzman: Im Ostflügel, eine Übung (zusammen mit Böni).

Carsten & Stieberman: Auf Besuch in Atzes ganz alter Wohnung.

Claudia: Im A5, Makro (unbekannterweise; ich habe gedacht: 1. Hat die aber lange Haare; 2. Warum zieht sie ihren Mantel nicht aus?; 3. Ist sie Französin?) / Im BI bei einer Lerngruppe mit Amiro, der sie kurz vorher im Zug getroffen hatte.

Cindy: Hilf mir mal. Die früheste Erinnerung ist ein Gepräch vorm A5, aber das kann ja nicht sein.

Domi & Lolla: Die erste Erinnerung ist auf dem Schneckenhof und Lolla fand Shaggy´s "It wasn´t me" wohl ganz gut, in dem Moment.

Gregor: Auf der Mensawiese mit Niklas. Es ging um Volleyball.

Jan: Vor der Mensa mit Super-Pimp-Sonnenbrille, hockend.

Katharina: Im Waschkeller (Parkring!), mit Sportklammotten an, sehr blond (sie).

Lucie: Vor Atzmans alter Wohnung - auf Kurzbesuch und etwas verhalten (hehe).

Marci: Auf einer Mensa-Party; ich erinnere mich, dass sie vom Norden schwärmte und das Schleswig-Holstein Lied gesungen hat. Sie war schon immer sehr empathisch.

Niklas: Auch A5, vorgestellt von Dirk, weil wir den Nachnamen teilen.



Those were the days my friend
We thought they'd never end, etc. etc.


Montag, Oktober 18, 2004

Every comment should include the word "poop"

Ich habe gerade ein neues Hobby entdeckt: Erstellen eines Psychogramms des durchschnittlichen Lesers des Blogs Dooce. Zugebenermaßen ist es oftmals nett geschrieben und man kann einen gewissen Esprit u.U. nicht abstreiten.

Aber was sagt es über die Leser dieses Blogs aus, wenn sie zum Verdauungs-Endprozess-Problem der Autorin sage und schreibe 478 Kommentare hinterlassen? Ich fürchte, nichts gutes...

Mittwoch, Oktober 13, 2004

The Fog of War

11 rules from the life of Robert S. McNamara


#1 Empathize with your enemy
#2 Rationality will not save us
#3 There´s something beyond one´s self
#4 Maximize efficiency
#5 Proportionality should be a guideline in war
#6 Get the data
#7 Belief and seeing are both often wrong
#8 Be prepared to reexamine your reasoning
#9 In order to do good you may have to engage in evil
#10 Never say never
#11 You can´t change human nature


"We shall not cease from our exploration, and at the end of all our exploring, we shall arrive where we started and know the place for the first time."

T.S. Eliot



CDU Interna

Einge beschweren sich ständig, dass ich bloß passives CDU-Mitglied bin (jetzt ist es raus!). Aber ich muss gestehen: Mir fallen einfach nicht so spannende Aktionen ein, wie in der CDU-Aktions-Ideenbörse (kommt man nur als Mitglied rein - hier werden also absolute Interna verbreitet!).

Nett ist bestimmt die "Pflanzenbörse Bargteheide" - oder hier:

"Im CDU-Ortsverband Delingsdorf tuckert der CDU-Nikolaus mit einem Trecker durch das Dorf."

"Im CDU-Ortsverband Lörzweiler veranstaltet der Osterhase gemeinsam mit der Frauengruppe der CDU für die Kinder von Lörzweiler das traditionelle Ostereiersuchen auf einer Spiel- und Freizeitanlage." 

Ob damit Mitglieder für die CDU gewonnen werden können? Und vor allem: die richtigen? Vor allem jetzt, da Merz den Bettel hingeschmissen hat? Ich wage es zu bezweifeln.

Mittwoch, Oktober 06, 2004

über Blogs

Es gibt vor allem zwei Probleme mit Blogs:

1. Es gibt viel zu lesen.
2. Hauptsächlich Leute, die selber Blogs haben, lesen Blogs.

NewsFire. Mac RSS with Style.

Sieht super OSX-haft aus und funktioniert entsprechend gut - wenn er auch auf den zweiten Blick hält, was er auf den ersten verspricht, wechsel ich von NetNewsWire auf NewsFire (Nothin' ain't worth nothin'... but it's free.)

Sonntag, Oktober 03, 2004

Sky Captain and The World of Art Deco, etc.

Manchmal vermischen sich persönliche Vorlieben mit autobiographischen Daten. Beispielsweise habe ich gerade einen Film geschaut, den ich sehr ´sophisticated´ finde: "Sky Captain and The World of Tomorrow" (NYT). Der Plot ist fast vernachlässigbar, aber die Umsetzung finde ich phantastisch. Sie ist von der Formensprache und Ästhetik eine Melange aus Fritz Langs Metropolis, Indiana Jones, Marvel Comics, Art Deco und dem Geist der Weltausstellung 1939; plus der Hauptdarsteller ist Jude Law!

Die autobiographische Note?:

Polly Perkins : ´Joe, just tell me the truth. I don't care either way, I swear. I just want to know. The girl in Nanjing... it was Franky Cook, wasn't it?´

Joe 'Sky Captain' Sullivan : ´Polly...!´




Und noch als Bonus ohne Bezug: George Soros bloggt.